Jesus Christ Superstar
Die ganze Geschichte zu Palmsonntag
Zeit für einen roten Teppich.
Den roten Teppich gab es schon im antiken Griechenland. Die Tradition ist 2500 Jahre alt. Rot war die kostbarste Farbe. Also begrüßte man damit z.B. den siegreichen Feldherren bei der Rückkehr aus der Schlacht.
Wenn Du auf Staatsbesuch beim deutschen Bundespräsidenten bist, dann darfst Du über einen 65m langen roten Teppich schreiten. Wow.
Ruhm, Würde, Ehre, Ansehen. Alles das ist der rote Teppich.
12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, 13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! 14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: 15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.«
Sehr ähnlich: Jesus zieht in Jerusalem ein (vgl. Joh 12,12-15). Die Erwartungen sind hoch. Er wird begrüßt wie ein Rockstar. Man nimmt Palmzweige und breitet sie vor ihm aus. Wie einen Teppich. Und huldigt ihm und ruft Hosianna. Palmzweige sind das Symbol des Siegreichen. Hier kommt also der Sieger.
Hier kommt ein Sieger
Moment! Das kann ich hier alles einfach so behaupten. Was aber ist das für ein Sieger, ein König, der auf einem Eselfohlen reitet? Wer schreit denn da „Hosianna“? Mal ganz abgesehen davon, wie die Geschichte weitergeht. Plötzlich kippt die Stimmung:
Erst „Hosianna“, dann „kreuzigt ihn“. Das haben damals dieselben Leute gerufen. Und das alles aus demselben Hirn. Und so geschah es dann auch.
Was hat Jesus gemacht oder gesagt, dass er wie ein Staatsgast begrüßt und gefeiert wurde? Und: Was hat das mit uns heute zu tun?
Er hat die, die in seiner Zeit Autorität beanspruchten, in ihrer Angst bzw. Moralität entlarvt! Das waren oft Vertreter einer Institution. Also einer Einrichtung, einer Organisation. Werden die Vertreter einer Organisation infrage gestellt, dann deren Institution auch. Das führt dann sehr schnell zu Widerstand. Niemand lässt sich freiwillig seine Basis nehmen!
Jesus wendet sich gegen die Vertreter einer angstbasierten Religionsausübung. Und gegen die Folgen. Und gegen die Folgen, denn die sind krass.
Spiel mit der Angst
Vier Grundängste lassen sich benennen:
Angst vor Vereinsamung
Statt echter Kommunikation kommt es zu Scheinkommunikation, die Saddzuäer stehen dafür. Statt eines Austausches auf Augenhöhe sind sie daran interessiert, ihre Ansichten zu rechtfertigen. Gespräch? Fehlanzeige! Weil sie nicht an ein Jenseits glauben, haben sie sich für Jesus eine nette kleine Geschichte gebastelt: Eine Frau hatte sieben Männer (allesamt Brüder). Alle sterben. Wessen Frau wird sie dann in der Ewigkeit sein? (vgl. Mk 12,18-27)
Wow, was für ein tiefsinniger Gedanke! Die Antwort Jesu auf solche Gedankenspiele entlarvt die Absicht: Ich will nur bestätigt bekommen, was sich sowieso glaube.
Angst vor dem Verhungern und Verdursten
Es kann nicht frei mit dem Thema Nahrung umgegangen werden. Also auf der körperlichen, seelischen, geistigen Ebene. Die Apokalyptiker rechneten fest mit dem Weltuntergang. Davon war ihr Handeln so bestimmt, dass sie nicht mehr frei und menschlich leben konnten. Denn Apokalyptiker rechneten jederzeit mit dem Ende. Wozu also noch eine Beziehung eingehen oder gar heiraten? Letztlich bestimmt das Thema Tod subtil das Handeln. Statt Freude am Genuss.
Angst vor dem Versagen
Die Pharisäer waren eine religiöse Partei mit Vorschriften ohne Ende. Sie stehen für die Angst, zu versagen. So müssen sie alles kontrollieren – allergings ohne Gnade und Barmherzigkeit. Letztlich leitet sie ein moralisches Gehabe, statt konkret gelebter Freiheit. Zwangsneurosen entstehen.
Als Jesus am Sabbat einen Menschen im Gottesdienst heilt, beschließen die Pharisäer, dass er umgebracht werden muss. Als Strafe. Denn am Sabbat darf man nicht arbeiten (vgl. Mk 3, 1-6).
Angst vor Verletzung
Entsteht immer dort, wo jemand nicht als freie Frau oder freier Mann leben kann. Man übt Macht und Gewalt aus, um sich selbst zu schützen gegen andere, die das tun könnten. Es kommt also nicht mehr zu freien Begegnungen zwischen Menschen. Die Folge sind Machtmenschen, die andere beherrschen wollen, damit sie nicht verletzt werden können.
Nichts von dem, was den Menschen ausmacht, was zu ihm gehört, kann frei gelebt werden.
Scheinwelten werden aufgebaut, um die eigene Angst verstecken zu können. Und zugleich wird die Angst so auch weiter gegeben. Die Angst herrscht statt Freiheit und Mitmenschlichkeit.
Und jetzt kommt der König mit einem alternativen Herrschaftsmodell. Er entlarvt die Ängste und das daraus resultierende Verhalten.
Welch eine Freiheit – aber auch welch ein Angriff auf die angstbasierten Institutionen und Verhaltensweisen der religiösen und politischen Gruppierungen seiner Zeit!
Mein roter Teppich
Gegen falsche Herrschaftsansprüche steht Jesus auf. Im Namen der unbedingten Liebe, für die Freiheit.
Insofern lebt er konsequent aus dem Geist der Gnade und Barmherzigkeit. Hier können wir Gott in seiner Barmherzigkeit zuschauen. Und darin, wie Gott sich selbst zutiefst treu bleibt. Also zu dem steht, was er seinen Menschen gegenüber empfindet.
Wie kann ich freier leben und die Ängste bannen? Der König auf dem Eselsfohlen bietet das Alternativmodell: Herrschen durch Dienen. Und er dient dir und mir mit einem Tausch und einem Statement.
Der Tausch: Er übernimmt die Folgen der verfehlten Freiheitsgeschichte. Wo ich mich habe von Angst bannen lassen, dass ich ganz erstarrt bin. Statt frei und fröhlich in der Gegenwart zu leben. Und Jesus steht zugleich für eine Alternative: Er repräsentiert den unbedingten Willen Gottes. Das ist seine unbedingte Liebe.
Genau an diesem König, der in das Leiden geht, lässt sich erkennen, wie es um uns steht. Und wie Gott zu uns steht.
Lass Dir bitte nichts einreden! An Dir fehlt gar nichts. Für Gott bist Du eine Freude. Genau das darfst Du auch leben.
Denn: „Jesus ist nicht genommen, um Gottes Meinung über uns zu ändern.“ (Richard Rohr).
Das ist die große Einladung, jenseits der eigenen Ängste zu leben. Und sich bedingungslos lieben zu lassen, von dem, der uns immer schon geliebt hat.
Was für ein Projekt für das neue Semester! Und darüber hinaus.
Es fühlt sich gut an, dass in der ESG zu teilen.
Lass gerne von Dir hören, dass wir uns kennenlernen.

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