Der rote Teppich
Aschermittwoch
Zeit für einen roten Teppich. So einer wie z.B. bei der Oscar-Verleihung oder auf der Berlinale. Die war jetzt gerade.
Den roten Teppich gab es schon im antiken Griechenland. Die Tradition ist 2500 Jahre alt. Rot war die kostbarste Farbe. Also begrüßte man damit z.B. den siegreichen Feldherren bei der Rückkehr aus der Schlacht.
Wenn Du auf Staatsbesuch beim deutschen Bundespräsidenten bist, dann darfst Du über einen 65m langen roten Teppich schreiten. Wow.
Ruhm, Würde, Ehre, Ansehen. Alles das ist der rote Teppich.
Sehr ähnlich: Jesus zieht in Jerusalem ein (vgl. Mt 21, 8+9). Die Erwartungen sind hoch. Er wird begrüßt wie ein Staatsgast. Man nimmt Palmzweige und breitet sie vor ihm aus. Wie einen Teppich. Und huldigt ihm und ruft "Hosianna!". Ein Jubelruf für einen König.
Aus den Palmzweigen vom Ostern des Vorjahres wird in der römisch-katholischen Kirche die Asche hergestellt. Die wird z.B. als Kreuz auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet. Aschermittwoch.
Rote Teppiche gibt es viele.
Einmal Würde, Ehre, Ansehen. Und dann werden die eigenen Vorstellungen pulverisiert. „Asche auf mein Haupt“ meint als Redewendung: „Ich habe es verstanden, bin zur Umkehr bereit.“ Man kennt sich. Erst „Hosianna“, dann „kreuzigt ihn“. Das haben damals dieselben Leute gerufen. Und das alles aus demselben Hirn.
Und so geschah es dann auch.
Wer ist schuld am Tod Jesu?
Das führt zu der Frage:
Wer ist schuld am Tod Jesu? Oder gerade auch: nicht schuld!
Du bist nicht schuld!
Manch einer ist jedoch aufgewachsen in dem Bewusstsein, er oder sie wäre schuld daran. Was für ein Denken, was für ein Glaube, in dem Du Gottes Sohn umgebracht hast.
Auf Mord steht lebenslänglich. Lebenslänglich das Bewusstsein, wegen der eigenen Boshaftigkeit dieses grauenhafte Geschehen verursacht zu haben. Dazu passt dann die jeweilige Fastenzeit. Man muss büßen.
In dem Bewusstsein, schuld zu sein, möchte ich Gott was anbieten, um das irgendwie wieder gut zu machen.
Mal angenommen, Gott interessiert die Frage gar nicht. Also: Wer ist schuld. Dann kann man sich die Fastenzeit in der Form der Selbstbestrafung oder der Wiedergutmachung gegenüber Gott getrost sparen.
Genauso ist es.
Jesu Tod ist die freiwillige Hingabe Gottes für uns. Schaust Du auf den Gekreuzigten, dann schaust Du auf Gott, der restlos liebt, bis in den Tod hinein. Karfreitag und Ostern sind Gottes Initiative für seine Welt. Er schafft klare Verhältnisse. Dass niemand sich irgendwo kaputt macht. Buße ist okay. Heißt aber übersetzt: Umkehr! Wenn es so in meinem Leben nicht weiter geht: Wunderbar! Ich drehe um und nehme einen anderen Weg.
Ein Gott, der wütend ist und in seinem Zorn besänftigt werden muss: Ist keine Aussage des christlichen Glaubens. Sondern menschliches Denken. Und ein Irrtum.
Fastenzeit 2023
Mein Freund Tom z.B. hat sich überlegt, in diesem Jahr in der Fastenzeit was zu machen. Er hat mal im Netz nachgeschaut, was ihm da so vorgeschlagen wird. Kein Alkohol, kein Sex, kein Fleisch. Oder gleich gar nichts essen. Ja, das meiste ist ziemlich spaßbefreit.
Mit Gott kann ich keine Geschäfte machen. Mit ihm muss ich auch keine Geschäfte machen.
Deshalb schaue ich für die Fastenzeit in diesem Jahr: Worauf könnte ich verzichten, um freier zu leben und Gott näher zu kommen? Vielleicht ist es Alkohol. Oder auch: Fastenzeit ohne schlechte Gedanken. Ohne Fluchen. Oder ohne Sorgen. Ohne Verzagtheit. Oder die Aktion Klimafasten, weil ich merke: Ich möchte auf Dinge verzichten, die unsere Welt zerstören.
Dahinter steht der Gedanke: Ich übe mich ein in meine Freiheit. Und da kann ich was weglassen. Vor allem, was mich hindert, Gott zu begegnen.
Aus diesem Grund sagt Jesus auch: Wenn Du fastest, mach keine Show daraus! Freu' dich, wenn es klappt und Du freier bist als vorher (vgl. Mt. 6,16-18).
Was wäre es für Dich?
Mein roter Teppich
Okay, hier noch last but not least: Wäre es nicht ein cooler Gedanke, Jesus meinen roten Teppich sein zu lassen? Ansehen, Würde, Ehre hab‘ ich doch bei Gott immer schon. Was für eine krasse Sache, so auf dem Teppich zu bleiben. Einfach, weil Du für Ihn immer schon passend bist. Jesus stellt sich als Weg zum Vater vor. Der lässt sich gehen (vgl. Joh 14,6).
Insofern ist meine Fastenzeit ein großartiges Projekt: In Freiheit einen Weg gehen. Und weglassen, was mich hindert ganz ich selbst zu sein.
Hab‘ einen guten Start in Deine Fastenzeit.
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A. B. (Donnerstag, 23 Februar 2023 14:50)
Solch einen Klartext zum Thema Schuld, Buße und Umkehr wünsche ich mir öfter!!!!