Alexis Sorbas - man denkt zu viel und tanzt zu wenig


Alexis Sorbas

Man denkt zu viel und tanzt zu wenig


 Drei Oscars und weitere Filmpreise gab es damals für Alexis Sorbas; ein Film von 1964, basierend auf einem Roman mit autobiographischen Zügen von Nikos Katzantzakis.

 

Der Schriftsteller Basil möchte auf Kreta ein stillgelegtes Braunkohlebergwerk seiner Familie wieder in Betrieb nehmen. Er lernt den Arbeiter Alexis Sorbas kennen, den er für das Projekt einstellt. Sorbas ist ein Mensch voller Lebendigkeit und Begeisterung. Er hat ein schweres Schicksal, durch den Tod seines Kindes und ist durch Kriegserlebnisse traumatisiert.

 

Aus jeder Situation macht er das Beste, ist wild und ungestüm, hat jedoch immer wieder Empathie für Schwächere. Was er nicht in Worte fassen kann, bringt er im Tanz zum Ausdruck.

 

Das Bergwerk ist marode; Sorbas überredet die Mönche in der Nähe, ihren Klosterwald für die Renovierung herzugeben. Die Baumstämme sollen mit einer selbstgebauten Seilbahn transportiert werden. Unter dem Gebet der Mönche und in Anwesenheit des ganzen Dorfes startet die Seilbahn, bricht dann aber zusammen. Irreparabel. Das Projekt und damit Basil und Sorbas sind völlig gescheitert und am Ende.

 

Fürchtet Euch - lieber nicht!

 

Da bittet Basil Sorbas, ihm das Tanzen beizubringen. In der Schlussszene beginnen sie langsam einen Syrtaki zu tanzen, erst zögerlich, dann immer wilder, ekstatisch geradezu und mit ausgelassenem Lachen.

 

Die Präsenz von Anthony Quinn ist umwerfend. In seiner Leidenschaftlichkeit ist er das genaue Gegenbild der erstarrten Dorfbevölkerung und auch des Schriftstellers Basil, der grübelt und zögerlich ist.

 

Sorbas sagt: „Ja, mein Lieber, wie tief ist doch die Menschheit gesunken, hol’s der Teufel! Man hat den Körper zum Schweigen gebracht, und nur der Mund redet noch. Aber was kann der Mund sagen?"

 

Ja, ich finde, es ist Zeit für mehr Sorbas. Mehr Tanzen, weniger Denken.

 

„Man denkt zu viel und tanzt zu wenig.“ Damit wirbt das Theater Bielefeld.

 

Und das hat sehr viel mit der Geburt des Heilands zu tun.

 

„Fürchtet Euch nicht!“ und „Euch ist heute der Heiland geboren“ (vgl. Lk2,10.11), sagt der Engel zu den Hirten auf dem Feld. Das Zeichen dafür sind Krippe und Windeln im Stall von Bethlehem.

 

Gott wird Mensch ist das Verrückteste der Weltgeschichte. Wozu tut er sich das an?

 

Der Heiland, der Retter (griech. Sotér) ist von Anfang an der Heiland, der Retter. Heil und Heilung hängen zusammen. Jetzt ist Gott da als Mensch. Und da kann man schonmal sagen: Fürchtet Euch nicht. Jesus ist ganz Mensch. Ein Mensch zu sein ist voll okay. Mit allem was dazu gehört. Das gilt für Hirten nachts bei ihren Schafen, für die Magier (hl. drei Könige) Maria und Josef. Und den Rest der Menschen im Universum.

 

Sorbas, der Gescheiterte, hält sich beim Zusammenbruch des ganzen Projekts doch gar nicht auf. Er nimmt das Leben in vollen Zügen mit. Und tanzt. Mit ganzer Kraft und Leidenschaft.

 

Jesus als Heilmacher des ganzen Menschen

 

Jesus ist also von Anfang an, noch in Windeln, der Heiland. Was auseinander fällt kommt wieder zusammen. Als ganzer Mensch werde ich heil im Angesicht des Babys von Bethlehem.

 

Und was passiert dann?

Ganz klar. Der Engel holt die anderen Engel und sie machen Musik. Und haben getanzt (ist nicht direkt überliefert, aber langweiliges Frohlocken zu öder Harfe auf einer Wolke sitzend auch nicht! ;) Schon als Baby entthront der Messias jede andere Herrschaft.

 

Entspann Dich mal

 

Auch die Herrschaft schlechter Gedanken.

 

Oder die Herrschaft von "schöner Weihnacht". Dieses Ideal ist ein Gedankenkonstrukt. Die Wirklichkeit war anders. Und ist es bis heute.

 

Menschsein bedeutet einfach, ich mache Fehler, fühle mich in Zwängen – auch „Schenk-zwängen“ und Weihnachten ist selten bis nie perfekt.

 

Also: Entspann Dich.

 

Genau dieses Menschsein wird von Gott durch die Geburt Jesu Christi gewählt, gewürdigt und geheiligt. „Das Wort ward Fleisch“ (vgl. Joh 1,14)

 

Wie kann ich also Weihnachten als perfektionsheischende Veranstaltung erleben und überleben?

 

Wie wäre es mit tanzen?

Als Metapher für das Leben im Augenblick. Mit allem, was dazu gehört. „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“ (Irenäus von Lyon, 2. Jdt.)

 

Alles, was also nicht zur Lebendigkeit führt, ist schlimmstenfalls unmenschlich!

Das kann auch an Weihnachten passieren.

 

"Ich will wissen, ob Du tanzen kannst"

 

Duo Camillo singen aus dieser Leidenschaft – in Anlehnung an Alexis Sorbas? – einen Syrtaki.

 

Und bringen es für mich auf den Punkt:

 

„Es interessiert mich nicht, was Du beruflich machst. Wo du lebst oder wie alt du bist und wann Du so aufwachst. Deine Herkunft, deine Bildung, wen du wählst, dein Kapital. Dein Sternzeichen, Dein Auto, das ist mir alles ganz egal!l

 

Ich will wissen, ob du tanzen kannst, voll Wildheit und mit Kraft. Sag mir, ob Du die Ekstase kennst, die große Leidenschaft, die alle Vorsicht aufgibt – ob du deine Angst verbannst? Hey hey jo: Ich will wissen, ob du tanzen kannst!“ (Duo Camillo, Caipiranha, 2013)

 

An Weihnachten kommt das wahre Menschsein zur Welt. Das sehen wir am Kind in der Krippe. Welche Befreiung!

 

Hab‘ eine gute Zeit und

fröhliche Weihnachten!

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