Himmel
Sonnige Gedanken zum meteorologischen Sommeranfang
23 Grad, Sonne, ein laues Lüftchen: Und ich habe Zeit unter blauem Himmel. Der Sommer kommt, die Inzidenzen sinken und die Hälfte der Vorlesungszeit ist geschafft. Das macht Gedanken zum Himmel irgendwie leichter. Finde ich.
Wieso findet „Himmel“ eigentlich nicht im Winter statt?
Wahrscheinlich einfach deshalb, weil es da zu viele ungute Konnotationen gibt. „Es war himmlisch kalt als ich mit klammen Fingern mein Fahrrad aufgepumpt habe.“ Das sagt ja niemand.
Himmel ist also immer positiv. Machen wir dagegen den Reality-Check im Alltag, sieht’s oft anders aus: Corona, Klimawandel, Klausuren, Karriereplanung – danke, reicht schon! Dann kommt noch das ganz eigene dazu. Oft hat es noch keine Worte, aber trostlose Gefühle. Wie soll man es nennen? Was ist das Gegenteil von Himmel? Hölle?
Das Gegenüber von Himmel ist jedoch die Erde. Also konkret: Wir, jetzt und hier. Und das reicht schon für ziemlich viel Frust und Verzweiflung! Ist das vielleicht der Grund, dass wir uns den Himmel einfach himmelblau und auch ein bisschen rosarot vorstellen? Es ist ja sonst nicht zum Aushalten!
(Inzwischen sind es schon 24 Grad. Langsam wird’s zu warm. Ein Kaltgetränk wäre schön….)
Manchmal, wenn Kitsch und Projektionen nachlassen, zeigen sich noch ganz andere Bilder des Himmels: Eines der stärksten Bilder ist für mich z.B. wie es in Gottes Zukunft einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird. Ein Kennzeichen davon wird sein, dass Gott die Tränen abwischen wird von den Augen (wörtlich: aus) der Menschen. Tod, Leid, Schmerzensgeschrei werden nicht mehr sein (vgl. Offb. 21,4). Gott geht mit dem Taschentuch rum und tröstet. Ganz schön krass! Wer das Bild in sich wirken lässt mag fühlen: Am Trost des Himmels wird schließlich meine ganze Traurigkeit deutlich. Und wirklich: Genau deshalb will ich mich absolut nicht vertrösten lassen. Das brauche ich jetzt!
Das zweite Bild ist das einer alternativen Lebensweise von Menschen, die genau damit rechnen. Wir beten darum, dass sich Gottes heilsames Handeln unter uns jetzt schon auf der Erde durchsetzt: „wie im Himmel, so auf Erden“. Ein Satz aus dem Vater unser (Mt 6,10b).
Das erste hat mit dem zweiten zu tun. Gerade weil der Himmel eine heilsame Perspektive ist, soll das Himmlische unter uns bestimmend sein. Wir beten für diese Erfahrung auf der Erde. Und genauso darf man dafür auch die Ärmel aufkrempeln.
„Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ Zwischenmenschlich ist das erfahrbar in guter Atmosphäre, gegenseitigem Respekt und konkreter Hilfe. Ist genau unser Ding in der ESG. Hier bekommt die Sehnsucht Hände und Füße. Trost, Hilfe und die Nähe Gottes werden erfahrbar. Himmel auf Erden anfänglich spürbar.
Darum freuen wir uns auf das Wiedersehen in unserer Gemeinde. Bald sind wir wieder analog. Der Sommer kann kommen, der Himmel auch.
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